Madeira Geschichte



"Unsterblicher Madeira", so H.Warner Allen. Ist es nicht an der Zeit, diesen Wein wieder neu zu entdecken? Denn kein Wein kann so gut altern und doch so jung bleiben. Eine geöffnete Flasche ist für Madeira kein Problem; durch seine besondere Herstellungsmethode behält er seine einmaligen Aromen über Wochen und Monate. Die Geschmackspalette reicht vom extra trockenen Sercial über den trockenen Verdelho, den milderen Bual zum süßen Malvasia.

Madeira hatte noch in den Ohren unserer Urgroßeltern einen magischen Klang. Der Madeira galt als einer der besten Weine der Welt. In unserem Jahrhundert wandte sich der allgemeine Geschmack von diesen (in Würde) oxidierten Weinen ab, und manche kennen den Madeira nur noch als allerdings unentbehrlichen Kochwein, der aber mit einem Madeira zum Genießen nichts gemeinsam hat.

Madeira ist der Oberbegriff für eine Reihe von Weinen mit ganz unterschiedlicher Charakteristik, von trocken bis vollsüß, von gelb bis dunkelbraun, und das gesamte Spektrum verschiedenster Geschmacksrichtungen nicht zu vergessen.

Gemeinsam ist allen Madeiras das Herstellungsverfahren: Vor oder nach der Gärung - je nach gewünschtem Süßegrad - wird Alkohol zum Most gegeben und damit die Gärung gestoppt. Liebliche oder süße Qualitäten erhält man auch dadurch, daß man zum vergorenen Wein süßen Traubensaft, den Surdo hinzugibt. Dann kommt die für Madeira typische Wärmebehandlung der Weine, Estufagem genannt. Der Wein wird in großen Fässern für einige Monate durch Warmwasserschlangen auf ungefähr 45-50 Grad Celsius gehalten. Für bessere Qualitäten nimmt man kleinere Fäßchen, die in der Estufa, einem Treibhaus vergleichbar, für längere Zeit von außen erwärmt werden.

Die allerfeinsten Weine erfahren eine Behandlung nach dem Canteiro-System. Sie lagern in südwärts gerichteten Räumen, oft auf dem Dachboden, und reifen von der Wärme der Sonne. Die hohen Temperaturen sorgen dafür, daß der Madeira vollständig oxidiert und sich mit Sauerstoff verbindet. Er wird dabei goldbraun bis dunkelbraun und entwickelt den Alters- oder Madeiraton. Was bei Tischweinen ein schwerer Fehler ist, wird hier und zum Beispiel auch beim Sherry Oloroso zum Vorteil. Weil der Madeira schon vollständig oxidiert ist, kann er nachher eigentlich gar nicht mehr altern. 

Tatsächlich gibt es unter den Madeiras wahrscheinlich die ältesten Flaschen mit Jahrgangsangaben (VINTAGE), die noch regulär im Handel zu bekommen sind - teilweise sind sie über 100, ja sogar 200 Jahre alt. Dabei muß man absolutes Vertrauen zum Händler und Winzer haben, denn die Angaben lassen sich nicht nachprüfen. Die meisten Firmen verschneiden aber verschiedene Jahrgänge miteinander, um eine gleichmäßige Qualität zu erzielen.